Der bolivianische Teil des Amazonasbeckens
Das Amazonasbecken im Norden von Bolivien hat die höchste Faunendichte gegenüber den anderen angrenzenden Staaten. Diese Vielzahl an Kaimanen, Vögel, Delphinen, Wasserschweine, Affen etc. die wir während der Bootsfahrten durch den Rio Yacuma gesehen haben war atemberaubend. Wir haben bisher nur den Vergleich zum ecuadorianischen Teil des Amazonasbeckens. Die Tierarten sind natürlich dieselben, aber die Vielzahl der Tiere, die wir in den Flussabschnitten sehen konnten war einmalig. Der Nationalpark Madidi besitzt eine Fläche von 1,8 Mio Hektar, rund 5000 verschiedene Pflanzenarten, etwa 1370 Wirbeltierarten und ca. 180 Reptilienarten. Der Madidi-Nationalpark gehört zu den artenreichsten der Welt. Er erstreckt sich von den Kordilleren mit Bergen über 6000 m Höhe bis zum Amazonasbecken mit etwa 200 Höhenmetern. Dieses artenreiche Gebiet umfasst verschiedene Ökozonen mit hoher Biodiversität: Im Norden die subtropische Grassteppe Pampa, im Osten Tieflandregenwald, im Zentrum Trockenwald und an der Südweststrecke die Gletscher der Hochanden und die Nebelwälder der Andenabrüche.
Mohrenkaiman (Malansuchus niger)
Hier ist es möglich im Schutz der rosa Delphine in nur wenigen Metern Abstand zu den Kaimanen im Amazonasbecken zu schwimmen. Und keine Angst, auch die Piranhas sind hier zurückhaltend. Was sie offensichtlich nicht immer sind. Auf der selben Reise haben wir erlebt, wie im Norden Argentinien eine größere Menschengruppe, die in einem Fluss badeten, von einem Schwarm Piranhas angegriffen wurden. Verletzt wurden aber meines Wissens nur ein paar Kinder. Solche Vorfälle sind aber die Ausnahme. Die Gefährlichkeit der Piranhas gegenüber dem Menschen wird nicht zuletzt durch Film und Fernsehen und der daraus resultierenden Mythenbildung stark überhöht dargestellt.
Ausgangspunkt für viele Amazonastrips ist der Ort Rurrenabaque. Der Ort lebt in erster Linie von seinen Tourist_innen. Während die Einwohnerzahl 1976 noch 2052 betrug zählte man im Jahre 2012 bereits 13446. Bekanntheit errang der Ort durch den Israeli Yossi Ghinsberg, der seine Erlebnisse dort in seinem Buch „Back from Tuichi“ veröffentlichte. Er reiste 1982 zusammen mit einem Schweizer, einem Österreicher und einem Amerikaner in das Gebiet ohne sich vorher mit ausreichendem Kartenmaterial oder eine dem Dschungel angepasste Ausrüstung zu kümmern. Daher war die Expeditionsgruppe schon nach kurzer Zeit unterernährt und von Parasiten geplagt. In diesem Zustand entschieden sich der Schweizer und der Österreicher zurückzukehren und waren seither nie wieder gesehen. Die anderen zwei bauten sich ein Floß und begaben sich auf den Rio Tuichi in dem sie alsbald verunglückten. Der Amerikaner hatte Glück und wurde von Fischern aus Rurrenabaque aus dem Fluß gezogen. Yossi irrte noch zwei Wochen durch den Dschungel bis er innitiiert vom Amerikaner von den zwei Fischern gefunden wurde. Inspiriert vom besagtem Buch und den darin enthaltenen wahren Geschichten kommen seither viele Touristen nach Rurrenabaque um den Dschungel zu erkunden. Da das Buch vor allem in Israel eine hohe Popularität besitzt, ist der Anteil an israelischen Touristen hier besonders hoch.
Über Land fahren Busse ab La Paz. Die Anreise erfolgt über die Ruta Nacional 3 bis Yucumo dann weiter über die Ruta Nacional 8 nach Rurrenabaque. Regenfälle können einen die Anreise über Land zeitweise unmöglich machen. Wir flogen von La Paz nach Rurrenabaque. Der Flughafen war allein den Flug wert. Wir landeten auf eine etwas verschlammte Piste. Dann ging es zu Fuß etwa 100 m zum Flughafengebäude: Ein etwa 15-20 m breites Gebäude mit einem notdürftig überdachten Verschlag auf der Seite der Piste. Das ist der Wartebereich für die Passagiere. Schon während des Fluges wurde uns mitgeteilt, dass das Gepäck mit einer späteren Maschine nachgeliefert wird. Im Flughafengebäude gibt es einen Schalter. Als dieser nach etwa 20 Minuten auch mal besetzt wurde, bekam ich die Information, dass das Gebäck mit einer Maschine am nächsten Morgen nachgeliefert werde, abzuholen am Nachmittag im Büro der Fluggesellschaft in der Stadt. Und tatsächlich, das Gepäck war am nächsten Nachmittag vollständig und abholbereit. Die Logistik funktioniert.
Im Ort selber bieten zahlreiche Reiseunternehmen Touren in das Amazonasbecken an. Eine Vorab-Buchung ist nicht notwendig.
Auf der Fahrt in das Naturschutzreservat Pampas del Yacuma mit zweimal Reifenwechsel sahen wir anstelle der sonst üblichen überfahrenen Hunde, zahlreiche Kaimankadaver in Straßennähe liegen. Die Weiterfahrt erfolgt auf dem Rio Yacuma mit einem Boot zu den einzelnen Lodges. Ein Erlebnis der Extraklasse und unbedingt zu empfehlen: Das Schwimmen mit den rosa Delphinen.
Während wir auf Ecuadorseite lediglich aus der näheren Ferne die Delphine beobachten konnten, ist es hier recht einfach die direkte Begegnung mit diesen Tieren zu erleben. Wenn man mit dem Boot unterwegs ist, dauert es meist nur eine kurze Zeit, bis man Delphine sichtet. Jetzt heißt es lediglich das Boot (als Einzelner) zu verlassen und schwimmend zu warten. Meist hat man sehr schnell einen neugierigen, spielfreudigen Delphin an seiner Seite. Ein tolles Erlebnis.
Pampas del Río Yacuma
Das Naturschutzreservat Río Yacuma im departamento Beni umfasst 616.453 Hektar und besitzt ein einzigartiges Ökosystem mit hoher Biodiversität. Es beherbergt zahlreiche bedrohte und endemische Tierarten, darunter:
Der Blaukehlara (Ara glaucogularis) mit einem Restbestand von nur noch unter 1000 Exemplare.
Zwei Affenarten und zwar die Rio-Beni-Springaffen Callicebus modestus und Callicebus olallae, der Sumpfhirsch (Blastocerus dichotomus), das Riesengürteltier (Priodontes Maximus), der rosa Amazonasdelphin (Inia geoffrensis), der große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) und die Terekay Schienenschildkröte (Podocnemis unifilis.
Für einen visuellen Eindruck des wunderschönen Gebietes der Pampas del Río Yacuma mit seiner Fauna und Flora, hier ein paar Fotos (klicke auf ein Foto, um die Dia-Show zu aktivieren):